Am 25. Juni 2015 besuchten die Klassen 9a und 9e des Abtei-Gymnasiums im Rahmen des Erdkundeunterrichts das Europäische Parlament in Brüssel. Bevor wir uns aber in die Tiefen der europäischen Politik stürzten, erkundeten wir die „Hauptstadt Europas“ und stärkten uns in der Altstadt von Brüssel mit leckeren belgischen Waffeln und Fritten. Im Anschluss stand unsere Erkundung des Parlamentsgebäudes an; zu der uns der Europaabgeordnete des Rhein-Erft-Kreis, Herr Axel Voss (CDU), eingeladen hatte. Im ersten Teil des Besuchs nahmen wir Platz im Plenarsaal, der für Debatten und Abstimmungen des Europäischen Parlaments vorgesehen ist. Das Europäische Parlament hat drei Sitze: zum einen natürlich in Brüssel, daneben aber auch in Strasbourg und Luxembourg. Insgesamt gibt es 751 Sitze, die auf alle Nationen aufgeteilt werden. Deutschland hält aktuell 96 Sitze.
Die Parlamentarier sitzen im Plenarsaal nicht nach Nationen geteilt, sondern in Fraktionen (die nach der jeweiligen politischen Richtung gebildet werden). Jeder Abgeordnete hat das Recht, in seiner Sprache zu sprechen. Damit trotzdem eine problemlose Kommunikation möglich ist, sind 23 Dolmetscher (für jede offizielle Amtssprache) und ein sogenanntes Brückensystem nötig. Jede Sprache wird zunächst ins Deutsche, Englische und Französische übersetzt. In einem zweiten Schritt übersetzten nun alle Dolmetscher das Gesagte aus dem Deutschen, Englischen bzw. Französischen in die jeweilige Landessprache. Nur so kann in 23 verschiedenen Sprachen diskutiert werden.
Abstimmungen werden im Plenarsaal zunächst praktisch ausgeführt. Das heißt, dass jeder Abgeordnete für eine Zustimmung, Ablehnung oder Enthaltung seinen Arm hebt. Bei eindeutiger Mehrheit kann das Ergebnis angenommen werden. Bestehen Zweifel, kann der Parlamentspräsident eine elektronische Abstimmung veranlassen.
Im Anschluss an die Führung durch das Parlamentsgebäude stellte sich der EU-Abgeordnete Herr Axel Voss (CDU) den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Neben Fragen zum Abstimmungsverfahren im Parlament interessierten vor allem die Themen der tagesaktuellen Beschlüsse wie etwa der Umgang mit der Finanzkrise in Griechenland oder Themen des Datenschutzes. Als Mitglied im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres gab Herr Voss ausführliche und gut überlegte Antworten, die einen vor allem in Bezug auf den Datenschutz zum Nachdenken brachten. Er führte an, dass sich die Welt der Daten veränderte und uns dieses Thema mehr denn je persönlich beträfe. So wie wir die Welt zur Zeit kennen, würde sie in Zukunft nicht mehr sein, da wie wir Autofahren, essen oder nach Arbeit suchen digital erfasst sein würde. Das Leben des Einzelnen werde sichtbarer, auch was z.B. unsere Gesundheit beträfe (Stichwort Smart-Watch). Der Mensch sei eine Informationsmaschine für die Datenwirtschaft. Herr Voss sprach gar von einer Vermessung der Seele, die stattfände. Über Smart-TVs werde es irgendwann möglich sein zu beobachten, wie die Wohnung von Bürgerinnen und Bürgern aussehen. Es stand am Ende die Frage im Raum, inwieweit der Bürger noch als mündig bezeichnet werden könne, wenn es um seine Daten gehe.
Nach viel zu kurzer Zeit war unser Besuch des Parlamentsgebäudes schon vorbei und wir machten uns auf den Rückweg nach Brauweiler.
Vielen Dank an Herrn Voss und seine Mitarbeiter für die Führung und die uns zur Verfügung gestellte Zeit!
V. Gies, L. Berghaus und T. Nachreiner