Erasmus LitauenIm März fand das erste Schülertreffen des ERASMUS+-Projekts, an dem vier Schulen aus Polen, Litauen, der Türkei und Deutschland teilnehmen, bei uns statt: Je sechs Schüler_innen aus den anderen drei Ländern waren mit ihren Lehrer_innen nach Deutschland gekommen, um das Land kennenzulernen, sich mit deutschen Schüler_innen auszutauschen und in verschiedenen Projekten das Thema „Keep IT- stay fIT“ zu behandeln. Während dieser Woche hatten wir ausreichend Gelegenheit, einander kennenzulernen, so dass wir uns besonders auf den Gegenbesuch in Litauen im Oktober freuten.

Am 7. Oktober war es dann endlich soweit: In Begleitung zweier Lehrpersonen flogen wir nach Riga, der lettischen Hauptstadt, die in der Nähe von Panevėžys, der Stadt der litauischen Schule, liegt. Als wir abends ankamen, freuten wir uns schon darauf, die größte baltische Stadt ein wenig zu besichtigen. Tatsächlich waren um diese Uhrzeit fast keine Passanten mehr auf der Straße, was aber auch an dem leichten Regen liegen konnte, der uns die gesamte folgende Woche begleiten sollte. Am nächsten Tag begannen wir uns dem Wetter anzupassen: Nachdem wir den bekannten Markthallen (sie dienten ursprünglich als Unterstand für Zeppeline) von Riga einen Besuch abgestattet hatten, in denen einem das reichhaltige Angebot an Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Gewürzen und Gebäck fast den Atem verschlägt, suchten wir uns einen weiteren überdachten Punkt. Unsere Wahl fiel auf einen Aussichtspunkt, von dem aus man die gesamte Stadt überblicken kann. Dann durchquerten wir den Bahnhof und wärmten uns in einem runden, überaus gemütlichen Teehaus auf. Tatsächlich macht es mehr Spaß, auf Kissen sitzend in den Regen zu schauen, als selbst nass zu werden. Unser nächster Stopp war ein Schnellrestaurant, welches optisch gesehen einige Ähnlichkeiten mit einem Hundertwasserhaus aufweist. Dort probierten wir das erste Mal eine baltische Spezialität, die deutschen Maultaschen nicht unähnlich ist. Anschließend liefen wir durch die Altstadt und das Jugendstilviertel von Riga, ehe wir zusammen mit der türkischen Gruppe Richtung Panevėžys fuhren. Endlich konnten wir unsere Austauschschüler_innen wiedersehen und ihre Familien treffen! Schnell bemerkten wir, dass unsere Gasteltern nicht zwangsläufig englisch, sondern eher russisch sprechen. Doch dank der guten Sprachenkenntnisse unser Austauschpartner_innen gab es keine größeren Probleme in der Verständigung.

Erasmus LitauenWir hatten bereits schon in Deutschland einiges über die Panevėžio Juozo Balčikonio gimnazija erfahren, die als eine der besten Schulen Litauens gilt. Uns wurde einiges über bestimmte AGs, über das Schulklima und den Unterricht erzählt. Gleich am ersten Tag bekamen wir die Möglichkeit, uns ein umfassenderes Bild zu machen. In einer Einführungsveranstaltung fassten einige Schüler zusammen, was in den letzten Projekten in Polen und Deutschland erarbeitet wurde, um dann die Schule und ihre Geschichte vorzustellen. Die Volkstanzgruppe der Schule trat auf und der Direktor sagte einige Worte. Am Nachmittgag lernten wir Panevėžys etwas besser kennen: Während eines Rundgangs in Kleingruppen, passierten wir verschieden Sehenswürdigkeiten, u. a. einen Schlüsselbaum und die ältesten Häuser der Stadt. Anschließend besichtigten wir die architektonisch interessante Bibliothek und eine Skulpturenausstellung. Dann flohen wir vor dem kalten Wetter in ein Café- eine Angewohnheit, die wir während unseres gesamten Aufenthaltes beibehielten.

Am darauf folgenden Tag, bekamen wir die Möglichkeiten, mehr von unserem Gastland zu sehen. Wir hatten uns bereits sehr auf die von Seen und Wäldern geprägte Landschaft Litauens gefreut und unser Ausflug nach Anykščiai bot uns die Gelegenheit, mehr von den Bereichen außerhalb der Städte zu sehen. In Anykščiai steht die höchste Kirche Litauens, doch diese war nicht unser Hauptziel: Nach einem kurzen Spaziergang an einem Fluss entlang, kamen wir zur einem Aussichtsturm, von dem aus man über die bunten Wälder und Seen blicken kann. Dank der herbstlich verfärbten Blätter, konnte man gut darüber hinwegsehen, dass der Himmel wolkenverhangen war. Danach fuhren wir zu einem Freilichtmuseum, wo wir einiges über das Leben der Menschen früher erfuhren und selbst die Gelegenheit bekamen, typisch litauisches Brot zu backen.

Erasmus LitauenDer Mittwoch war dem IT-Aspekt unseres Projektes gewidmet: In internationalen Gruppen lernten wir die schulische Seite von iPads kennen und erkannten recht schnell, wie praktisch elektronische Bücher für den Unterricht sind. Anschließend erstellten wir selbst einige Kapitel für ein eigenes E-Book, in dem wir uns damit auseinandersetzten, wie man die neuen Technologien einsetzen kann, um gesund und FIT zu bleiben. Gerade dieser Workshop machte uns allen großen Spaß. Die Zeit nach der schulischen Veranstaltung verbrachten wir mal wieder in Cafés und Restaurants. Mittlerweile gefiel uns diese Art und Weise, gemütlich Zeit miteinander zu verbringen, immer besser. Abends wagten wir uns an die traditionellen litauischen Tänze: Die Tanzgruppe der Schule zeigte uns einfache Figuren und forderte uns zum Mittanzen auf. Definitiv eine tolle Erfahrung! Ein gemeinsamer Bowlingabend schloss den Tag ab.

Am nächsten Tag besichtigten wir erneut einige litauische Städte. Dieses Mal verschlug es uns zunächst nach Kernavė, der ehemaligen Hauptstadt Litauens. In einem sehr modernen Museum bekamen wir eine interessante Einführung in die Geschichte unseres Gastlandes und natürlich auch erklärt, welche Rolle Kernavė gerade im Mittelalter gespielt hatte. Danach hatten wir einige Zeit, uns in der Umgebung umzusehen. Besonders bekannt ist die Stadt für fünf aufgeschüttete Hügel, die die frühere Hauptstadt vor Feinden schützen sollte. Vier der Hügel liegen in unmittelbarer Nähe zum Museum und können bestiegen werden. Von hier aus hat man eine tolle Sicht auf den Fluss und die bunten Wälder und unsere Vorstellungen von einem landschaftlich so beeindruckenden Litauen wurden erneut bestätigt. Im Bus ging es weiter in Richtung Trakai. Dieser Ort ist bekannt für eine auf einer Insel gelegenen Wasserburg, sowie die besondere Bauweise der bunten Holzhäuser. Diese gehören größtenteils den Karäern, einer Minderheit in Litauen, die vor allem in Trakai lebt. Alle Häuser haben drei zur Straße zeigende Fenster, normalerweise zeigen nur zwei Fenster zur Straße. In einem Restaurant mit Ausblick auf die Burg aßen wir gemeinsam ein typisches litauisches Gericht: Zur Suppe als Vorspeise gab es sehr leckere Blätterteigtaschen, sogenannte Kybyns. Nach dem umfangreichen Essen hatten wir einige Minuten Zeit, uns die Burg anzusehen, ehe wir weiter nach Vilnius fuhren. Vilnius ist mit 574.221 Einwohnern die Hauptstadt Litauens. Wie man sich bereits anhand der Einwohnerzahl vorstellen kann, ist die Stadt eher beschaulich, aber nicht weniger schön. Wir bekamen in Vilnius eine sehr interessante Führung, bei der wir neben der Kathedrale den rekonstruierten Palast, der heute als Museum fungiert, und die Altstadt mit einigen Kirchen und der Universität zu sehen bekamen. Einige lustige Anekdoten verdeutlichten uns die Mentalität der Bewohner und die Geschichte der Stadt. Trotzdem waren wir erleichtert nach einiger Zeit dem mittlerweile starken Regen zu entfliehen und uns in einem Café (ja, schon wieder ein Café) aufzuwärmen, ehe wir uns tiefer in die Stadt wagten, um einen besseren Eindruck von der gepflegten Altstadt und dem hübschen Stadtbild zu bekommen. Nach dem intensiven Programm waren wir sehr froh, etwas früher als geplant in Panevėžys anzukommen.

Erasmus LitauenUnd schon war der letzte Tag in den Gastfamilien gekommen. Das Programm war bewusst darauf ausgerichtet, die gesamte Woche gedanklich noch einmal durchzugehen und bleibende Erinnerungen zu schaffen. Doch zunächst beschäftigten wir uns mit der Herstellung eines typische litauischen Nachtischs: Bratäpfel. Diese sind natürlich auch in Deutschland sehr bekannt, doch werden sie bei uns anders gefüllt als in den baltischen Staaten: Ähnlich wie bei vielen anderen Süßspeisen, die wir bereits probiert hatten, wurde ein leicht gesüßter Quark verwendet. Zudem füllten wir unseren Apfel noch nach Belieben mit Trockenfrüchten und Nüssen. Während sie gebacken wurden, verbrachten wir einige Zeit mit einer digitalen Schatzsuche (also Geocaching) in Panevėžys. Tatsächlich fanden wir sogar einige Caches, ehe es uns zum Mittagessen mit unseren Bratäpfeln als Nachtisch nach innen zog.

Anschließend nahmen wir den Song auf, den wir gemeinsam einstudiert hatten. Schüler_innen aller Länder hatten vor der Woche in Litauen alle einen Song geschrieben, bzw. einen neuen Text für einen bekannten Song geschrieben. In allen Texten geht es um eine gesunde Lebensweise und zum Teil auch generell um das ERASMUS+-Projekt. In einem Online-Wettbewerb konnten alle Schulen darüber abstimmen, welcher Song einstudiert werden sollte. Der türkische Song, der von Schülern selbst komponiert worden war, war aus dem Wettbewerb als Sieger hervorgegangen und wir hatten ihn während der Woche einstudiert. Danach fassten die litauischen Lehrerinnen unseren Austausch zusammen und wir erhielten Zertifikate für unsere Teilnahme. Später trafen wir uns alle ein letztes Mal zu einer Abschlussfeier und ließen den Abend in einer gemischten Gruppe ausklingen.

Als wir am nächsten Morgen nach Lettland aufbrachen, konnten wir es kaum glauben, wie schnell die Woche vergangen war. Anders als beim letzten Mal können wir uns nicht auf ein baldiges Wiedersehen beim Gegenbesuch freuen. Doch sind wir sicher, dass wir den Kontakt so gut wie möglich halten möchten, um doch noch ein Treffen organisieren zu können. Unseren letzten Tag in den baltischen Staaten genossen wir noch einmal sehr, wir kauften die letzten Souvenirs in den Markthallen von Riga, durchquerten uns noch unbekannte Teile der Hauptstadt und versäumten es nicht, dem Teehaus einen weiteren Besuch abzustatten. Und so verflog die Zeit und wir fanden uns im Flieger auf den Weg nach Deutschland wieder.

Ich denke, wir werden all diese positiven Erlebnisse und Erfahrungen, die wir während dieses Austausches machen durften, nie vergessen und sehr davon profitieren. Ich freue mich sehr, dass ich Litauen, ein Land unter dem ich mir davor kaum etwas vorstellen konnte, näher kennenlernen durfte und dass ich mit meiner Austauschschülerin so viele interessante Gespräche über die von unserer Geschichte geprägte Mentalität unserer Länder führen konnte.

Wir danken Herrn Schuster und Frau Epe für die Organisation dieses Austausches und hoffen, dass wir mit unseren Austauschpartnern in Kontakt bleiben werden.

Die Arbeitsergebnisse unseres Projekts können auf der Webseite des Projektes (http://erasmus.abteigymnasium.de) eingesehen werden.

Das Erasmus+-Projekt wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert.

Anna Dötsch