Q1 Exkursion im Fach Katholische Religionslehre in die JVA Wuppertal-Ronsdorf 

Eigentlich sind wir auf diese außergewöhnliche Exkursion sehr gut vorbereitet worden. In vielen Unterrichtsstunden bei Frau Maretis und Frau Krüger sprachen wir über die vielfältigen Tätigkeiten der katholischen Kirche im Allgemeinen und über das Thema Seelsorge im Besonderen. Ein Schwerpunkt dabei war das christliche Seelsorgeangebot im Gefängnis für Jugendliche. Ein Seelsorger der JVA Wuppertal ermöglichte uns einen Besuch vor Ort.

Foto JVA Exkursion

Am 16. Juni 2018 um 12 Uhr war es dann soweit. Unser Kurs stand vor den hohen Mauern der Jugend-Justizvollzugsanstalt Wuppertal-Ronsdorf. Auf dem Hinweg hatten wir noch gewitzelt und uns über Netflix-Serien ausgetauscht, in denen es um das Leben im Gefängnis ging - nun war es ruhig in der Gruppe geworden. Keiner wusste so recht was auf ihn /sie zukommen sollte. 

Treffen wir Mörder, Diebe, Vergewaltiger, Drogenhändler? Was sind diese Täter für Menschen? Ist auch ein Täter ein Opfer? Und wieso lässt sich ein Mensch zu solchen Taten hinreißen? Vorweggesagt – wir haben nicht auf alle Fragen eine Antwort gefunden.

Nachdem alle Kursteilnehmer durch den vorgeschriebenen Sicherheitscheck gekommen waren, begaben wir uns begleitet vom Gefängnisseelsorger auf den Weg in die Kapelle der JVA.  Nach einer kurzen informativen Einheit setzten wir uns mit den sieben jugendlichen Häftlingen in Gruppen bei Kaffee und Keksen zum gegenseitigen Kennenlernen zusammen.

Die ersten Minuten waren ziemlich komisch, zäh und von beiden Seiten abwartend, weil keiner wusste, wie man miteinander umgehen soll bzw. kann.  Zum Glück ist es dann aber auch manchmal einfacher, als man denkt. Nach einer von den Häftlingen initiierten Vorstellungsrunde am Tisch war die Hemmschwelle schnell gebrochen.

Wir konnten die Häftlinge nach ihren persönlichen Zielen und Träumen fragen. Wir fragten nach dem Alltag im Gefängnis und nach Hierarchien. Wir fragten, was sie denn am meisten vermissen. Wir fragten, was ihre Familie und ihre Freunde über sie denken. Überraschenderweise erhielten wir sehr offene, ausführliche und ehrliche Antworten.

Auch die Insassen hatten viele Fragen an uns, wodurch wir ganz schnell vergaßen, dass wir uns in einem Gespräch mit Verurteilten in einem Gefängnis befanden und mit Menschen sprachen, die in grobem Maß gegen das Gesetz verstoßen haben. 

Jeder Verurteilte hat seine persönliche Geschichte. Wir hörten zu und fragten nach. Wenn man sich die Lebensgeschichte der Gesprächspartner anhörte, entwickelte man ein gewisses Verständnis für die Taten, den Menschen und den Grund seines „Urlaubs“ (Zitat eines Insassen) in der JVA. Verständnis aber nur bis zu dem Punkt, wo die Freiheit und die Rechte anderer Menschen anfangen. 

Nach zwei intensiven Stunden endete das Gespräch. Unser Kurs konnte dann noch gemeinsam mit dem Seelsorger die frischen Eindrücke besprechen.

Es war eine wichtige Erfahrung, die Häftlinge in erster Linie als Menschen kennenzulernen. Menschen, die einen oder mehrere Fehler begangen haben und nun dafür eine Strafe bekommen haben. In den Gesprächen hat sich gezeigt, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, bzw. richtig und falsch. Auch jeder Täter ist ein Opfer, aber er bleibt trotzdem auch ein Täter. 

Eines hat jedoch überrascht: In den Gesprächen gaben viele Häftlinge an, an Gott zu glauben. Warum auch nicht? – Gott ist ja für alle da. „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16). 

Die meisten der Häftlinge glauben an Gott, weil er ihnen immer zur Seite steht, aber auch eine gewisse Vorbildfunktion hat, die die Insassen im Leben nicht hatten und haben. 

Unsere Exkursion war außergewöhnlich, bereichernd und hat auch im Nachgang für zahlreiche Diskussionen gesorgt. 

Fazit: Der Glaube an Gott findet nicht nur in der Kirche statt, sondern bietet vielen Menschen im Alltag Halt und Lebenshilfe, insbesondere in schwierigen Situationen und Lebenslagen.

Lisa Breunung (Q1), N. Maretis